Gebäude-Expedition
(Restaurant)
Restaurant und Spiegelsaal
Wir betreten das Restaurant durch die massive Holztür. Die Atmosphäre ist angenehm warm und gemütlich. Möglichweise fühlt sich ein Betrachter tagsüber in diesen Räumlichkeiten als ein Zeitreisender, der durch versäumte oder abgelehnte Geschmacksanpassungen bei der Einrichtung in eine temporäre Mittelerde geraten ist; zwischen dem letzten deutschen Kaiser, der in bekannter Manie Kanonenbote einweihte (auch unsere Heizungsanlage im Keller) und einer Vor-Millennium Retrospektive. Die Zimmerdecke liegt hoch und der Raum ist mit Teppichboden ausgestattet. Ob darunter Parkett liegt, haben wir noch nicht herausgefunden, da der Teppich richtig gut vollverklebt ist. Der Pächter sagt, es befinde sich kein Parkett unter dem Teppichboden, sondern nur ein Estrich, wir werden das nach endgültiger Freigabe des Restaurants im Januar 2020 prüfen. Als das Haus seine Eröffnung feierte im Jahre 1898 (Beurkundungsjahr der ersten Schanklizenz) war der Boden gut möglich mit Parkett ausgelegt, so, wie es auch im Salon im ersten Stockwerk anzutreffen ist. Sollte sich unter dem robusten Filzteppich ein Parkett verbergen, fliegt das „niedere“ Textil im hohen Bogen raus und der Parkett wird nachhaltig auf Hochglanz aufpoliert. Die Firma Trittfest aus Cottbus soll eine wahre Koryphäe in der Wiederbelebung von alten Parkettböden sein; Referenzen sind bekannt und ein Angebot für unseren Salon im ersten Stockwerk liegt vor. Sollte tatsächlich Estrich verbaut worden sein, lassen wir neuen Parkett mit historischem Muster verlegen. Das Ambiente des Restaurants ist eine Mischung aus traditioneller Gastwirtschaft, liebevoll gepflegt mit vielen echten und unechten Blumen von einem Gastwirtehepaar, welches mit Mitte 70 schon lange das Pensionsalter erreicht hat. Und zum Amüsement erfüllt die Gaststube im jetzigen Status ein Klischee, die gesamte Gaststube ist mit diversem Wohnzimmer-Kitsch garniert. Im Sommer hatten wir Mittagsgäste aus Australien (waren auf Deutschlandtour), die beiden taffen Mädels waren so fasziniert von der hiesigen „Grufti-Atmosphäre“, sie haben nicht nur den Raum, sondern auch jede Seite der Speisekarte mit ihren Mobilgeräten fotografiert und sich erstaunt gezeigt, dass der Pächter generationsgedingt als zweite Fremdsprache nur Russisch in der Schule lernte. Eine spannende Beobachtung fürs Rekonstruktionsbüro.
Die kugelförmigen Deckenlampen werden wir erhalten und auch die massive Holzvertäflung mit Goldkante entlang der Wände. Für eine einzige Deckenlampe hat einst ein Gast 800 Euro geboten, der Pächter hat nicht verkauft. Solch eine hohe Preislage kennen wir nur von original Art-déco-Lampen. Die Theke selbst ist klobig und die Oberflächen sind Mahagoni furniert, Herstellungszeitraum so ziemlich dann, als derartige Songs ihre Blütezeit hatten. Ein schönes Nachwende-Element. (Die Theke passte stilistisch leider auf kein Foto, daher sollte sie mittelfristig einer umweltgerechten Entsorgung zugeführt werden.) Im Restaurant haben 46 Gäste Platz und im angrenzenden Spiegelsaal, mit seiner hellen cremefarbenen Holzwandvertäflung, laut Bauplan 36 Gäste. Der Pächter berichtet, bis zu 54 Gäste haben dort Platz, dann wird es aber echt eng, sagt er. Gut, dass der Spiegelsaal eine direkte Verbindungstür zum Feuerzimmer hat, doch davon später mehr.
Ein enger und langjähriger Vertrauter von Herrn Acksel berichtete uns, es gab mal eine Zeit, da standen in der Gaststube nur offene Pferdekutschen, keine Tische und kein Stühle. Welch eine ausgefallene und verrückte Idee, wir werden diese Idee im Sinne unserer Gäste als Erlebnis-Spaßfaktors analysieren. Wollen Sie uns besuchen und in einer Kutsche zu Abend essen? Schreiben Sie uns: Rekonstruktion@Hotel-Altstadt.online
Die Fenster sind aus Holz, weiß, verziert und original, mit dünnem 4mm Glas. Die Holzrollläden sind fasst alle defekt und in ihren Rollladenkästen mit großer Anstrengung verzurrt. Hinsichtlich der Fenster-Sanierung findet ein produktiver Dialog mit dem Denkmalamt in Senftenberg statt. Wir wollen Holzrahmen. Die gesamte Nachbarschaft in ähnlich alten Gebäuden hat soweit uns bekannt Plastik verbaut. Holz steht für uns für Tradition und für Nachhaltigkeit. Wir haben im Keller engagiert ein einzigartiges Archiv für Nachhaltigkeit aufgebaut, es ist uns wichtig Tradition und Moderne smart und klimawandelbewusst zu verbinden. Zu unserer Präsentation im Mai 2019 hatten wir neben der schreibenden Regionalzunft auch eine Agentur für Nachhaltigkeit aus Köln geladen. Ein Mensch, der tatsächlich beim Hambacher Forst mit-demonstrierte. Wir wollen mit unserem Hotel, gelegen in einer naturschönen Seenlandschaft, gespickt mit unzähligen Windkrafträdern entlang des Horizonts, mitnichten ein Kohlekraftwerk sein.
Genießen Sie die Fotos unserer Nacht-Expedition, die nächste Tour führt uns zu der sanitären Anlage rechts des Korridors. Nach der „Klo-Inspektion“ folgt wieder Entspannung für Sie mit Seeblick. Wir begutachten den augenkrebsbedenklichen Blechkasten Victoriahöhe und wir stellen Ihnen „Alma“ vor, eine süffisant neue am See gelegenen Wohnsiedlung von Großräschen.