Gebäude-Expedition

(Foyer)

Das Foyer im Hotel Altstadt

Wir betreten die Prunkhalle des Hotels. Das Foyer, oder auch Lobby genannt, zentrale Baulichkeiten haben in der Hotellerie unterschiedliche Bezeichnungen. So haben die meisten Hotels auf dieser Welt eine Rezeption, trendsuchende Hotels hingegen einen Welcome-Desk. Auf die Metadaten-Ebene reduziert ist unser Empfangsraum das Erdgeschoss eines Treppenhauses. Hotelbetriebe, die in historischen Gebäuden wie etwa in Schlössern oder Burgen ihre besondere Örtlichkeit unterstreichen möchten, schmücken ihre Lobby gerne kostenaufwendig mit erhabenen Gemälden von verstorbenen Adeligen. Da liest der einkehrende Gast beispielsweise Blaublutnamen wie Prinzessin Eugenie von Pferdinngen, oder Adalbert-Friedrich vom Hoch- und Niederteutonenwald, staunt nicht schlecht und mit Blickabschweifung hat der Gast diese personalisierte Dekoration gedanklich längst wieder in Vergessenheit gebracht. Bei den Hotels ähnlicher Kategorie in Österreich, dort haben die Dekorateure einen klaren Vorteil in ihrer Auswahl. Kaiser Franz Joseph I aus dem Hause Habsburg passt immer; in einer blauen oder rot-weißen Uniform. Das Motiv ist immer en vogue und die Gäste der Alpenrepublik freuen sich über dieses Gemälde. Die heimische Geschichte ist durchwachsener bei der Personenauswahl im Hochadel. Die schmerzlichen politischen Entscheidungen und skurrilen Verhaltensweisen unserer Kaiser vor und nach der Abdankung sind zu hinterfragen und in der Gegenwart mit Achtsamkeit zu begegnen. Als Hotelbetrieb widmen wir dem letzten Kaiser von Deutschland Wilhelm II (1888-1918) ein Gästezimmer an exponierter Stelle neben dem Salon Seestadt im ersten Obergeschoss, weil er hier einst genächtigt haben soll. Verifiziert ist diese Überlieferung nicht, doch vom Zeitraum seiner Regentschaft und der Nähe zu Berlin könnte seine Anwesenheit zutreffend gewesen sein. In der Lausitz pumpe damals das Herz der Industrie. Für die Lobby entschieden wir uns dennoch für einen anderen Kaiser, eine Art Überkaiser; die Mutter aller Kaiser in Europa. Ein römischer Feldherr der Antike und Staatsmann zu Lebzeiten, der uns in seiner bekannt fiktiven Comics-Gestalt so menschlich und so erhaben sympathisch anmutet. Wir haben Cäsar zum Bauleiter im Hotel Altstadt „verpflichtet“ und in entsprechender Intention wird das Bauwerk hier strukturiert, restauriert und für die Zukunft leistungsfähig gemacht.

Unserem Wappen im Foyer liegt kein Adelsgeschlecht zugrunde, es ist ein Phantasieprodukt. Ein Wappen-Experte hatte die Frage für den Pächter vor längerem geklärt. Ein erhabener Wandschmuck, der sich innerhalb der Liegenschaft in einem sehr desolaten Zustand befand und zeitintensiv von uns restauriert wurde, um an neuer Stelle im Foyer seine Renaissance zu zelebriert.

Das Foyer im Hotel Altstadt hat diverse weiterführende Wege. Zum einen gelangt man von dieser Plattform in die Küche des Restaurants, zwischen Cäsar-Foto und dem goldumrandeten Landschaftsgemälde befindet sich die Küchenlogistik, dann ist da noch die Tür zum Personal-WC, treppab die Tür zum Eventgarten und treppauf zum Salon Seestadt mit Kaiserzimmer & Business-Lounge; und eine Etage höher zum Dach. Von der Lobby führt die Treppe auch nach unten in das Gewölbe Altstadt Unterwelten.

Das große Landschaftsgemälde mit Goldrahmen ist eine Schenkung eines betagten Musikers, der mehrere Jahre in der Acksel-Zeit hier im Haus am Erfolg der Erlebnisgaststätte mitwirkte. Wir haben ihn zufällig über Ebay Kleinanzeigen kennen gelernt. Zur Medien-Präsentation im Mai 2019 hatten wir uns von einem Uhrensammler ein ganz spezielles Exemplar einer Wanduhr ausgeborgt, für die jetzige Gemäldestelle im Durchgang, doch zu unserer Verwunderung wollte die schauderhaft schöne Uhr von 1865 in unserem Haus partout nicht ticken. Zurück an der Wand des Sammlers funktionierte sie wieder einwandfrei wie zuvor.

Im Foyer befindet sich regulär eine Schuhputzmaschine aus den 60er Jahren. Diese wurde gründlich gereinigt und wartet gut verpackt im Archiv auf Ihren Einsatz nach der Umbauphase des Hauses. Ein Hotel in Frankreich des 19. Jahrhunderts mit einer Schuhputzmaschine galt als schick und hatte gefühlt einen halben Hotelstern mehr. Noch heute sind solche Geräte Prestige-Objekte. Der dunkelrote Teppichboden ist neu und aktuell eine Interimslösung. Bekanntlich beginnt man eine Renovierung von oben nach unten, doch der alte Teppichboden an diesem Platz war mit seiner geschätzten 25jährigen Betriebszeit derart verschmutzt, gäbe es in der Lausitz ein Teppich-Museum, wir hätten das „geprügelte“ Textil gerne zur Verfügung gestellt. Der Steinboden vor der Holztür zum Eventgarten wird mit einem neuen Steinboden ausgetauscht.

Bis auf die massive Holztür zum Garten müssen alle Türen im Foyer restauriert werden. Der Messingleuchter wurde insgesamt 20 Stunden geschrubbt, bis restlos alle mit Fett und Staub verhärteten Schichten inklusive Generationen an Fliegendreck entfernt waren (Danke nochmals für dieses Produkt).

Das Treppengeländer ist hässlich. Oben zwischen dem ersten Stockwerk und dem Dach, dort hat das Treppengeländer gedrechselte Holzstäbe, hier unten im Erdgeschoss ist es ein spartanisches wackeliges Metallgerüst mit alter Holzbrüstung. Anfangs mit einem Handlauf mit 15mm Fettschicht. Die Wände sind mit Raufaser-Tapete beklebt, an vielen Stellen bröckelt der Putz ab. Für einen Großteil der Neugestaltung der Wände und der Decken im Hotel sind wir mit dem zertifizierten Bau-Biologen Herrn Jesús Hernansanz im Gespräch. Er verwendet Produkte der Firma Kreidezeit Naturfarben GmbH. Er kann uns auch beraten zu einem gesunden Raumklima unter baubiologischen Aspekten. Wir freuen uns auf die Praxis. Mit einer Bohrmaschine Löcher in die Wände des Foyers zu bohren ist immer abenteuerlich. Entweder klappt die Bohrung sofort Bohrermaß genau, oder man hat ein ausgerissenes und unbrauchbares Bohrloch mit einer Hand voll pulverisiertem Putz. Das etwa 50kg schwere Wappen haben wir mit Gerüst und drei Handwerkern an der Wand befestigt.

Nun darf ich Sie bitten uns in den Eventgarten zu folgen. Dort setzen wir unsere Gebäude-Expedition fort und das bei Tageslicht. Wir präsentieren Ihnen aktuelle Fotos aus der Winterzeit, damit Sie die Konturen der Baulichkeiten klarer filtrieren können und mischen ein paar Sommerfotos hinzu. Obwohl der Eventgarten den ganzen Sommer 2019 eine Baustelle war, so gab es immer wieder idyllische Ecken und verträumte Situationen.  Hier entlang bitte…

Falls Sie weiterführende Informationen wünschen, wie locker und unterhaltsam Österreich seinen Kaiser in Erinnerung hält: Wir sind Kaiser