Nach so viel Neuigkeiten über Denkmal und aktive Denkmalpflege brauchen Sie gut möglich eine Pause. Wie wäre ein kleiner Spaziergang in Richtung See zur Entspannung? Unten am See gibt es eine völlig durchgeknallte Kunstinstallation zu bestaunen, die Allee der Steine.

­­­­­­­­Ein Spaziergang zu den Sehenswürdigkeiten der Seestadt Großräschen sollte Sie auch durch die Allee der Steine führen. Auf dem Weg vom Hotel Altstadt zum See, befindet sich das Eingangsportal an einer kleinen Verkehrsinsel direkt nach dem nur noch sporadisch genutzten Eisenbahnübergang. Sie entdecken ein grünes Schild mit der amüsanten Aufschrift “Allee der Steine”. Der Kaiser aus Zimmer Nr. 6 hätte diesen Weg zum See gewählt.

Sie betreten die Allee der Steine durch den Ziegelbogen einer Gedenkstätte, der nun angrenzende Park führt entlang an diversen Steinkompositionen zur Victoriahöhe. Ein architektonisch schräger Blechkasten auf einem Hügel als Aussichtspunkt mit Blick auf den See, auf die Landschaft entlang des Seehorizontes und auf den imposanten Landungssteg am Hafen, der in seiner beachtlichen Gesamtheit aus einem großen Metallstück Tagebaubagger angefertigt wurde. Der Landungssteg zudem für manche Betrachter den Eindruck erweckt, vergleicht man Proportionen zu einem 771 Hektar großen Großräschen See, hier wird von den Stadtplanern auch die Autofähre aus Genua erwartet.

Wenn Sie ein bereister Mensch sind und bewusst durch Ihr Leben gehen, so wird Sie die Allee der Steine in Verwunderung setzen. Vielleicht werden Sie sich fragen, welcher Mensch die geniale und zugleich preisverdächtig innovative Idee hatte, aus einem Stück Natur mit Bäumen eine Allee der Steine zu erfinden. Vielleicht denken Sie auch an den Mensch, der dieser lockeren Steinansammlung eine kulturelle Komponente verlieh, der aus unbehandelt brachialförmigen Steinen Skulpturen schuf und Sie denken vielleicht an den Mensch, der alle diese Riesenbrocken letztlich an die richtige Stelle setzen musste.

Auf halber Strecke zur Victoriahöhe begegnet Ihnen eine Tafel mit Erläuterungen.

Eine “Dies-sollte Dir-bewusst-sein-Tafel”. Wiedergeborene Steine (?), in Urzeiten entstanden durch Katastrophen und von Bergleuten als Findlinge geborgen. Steine durch Eis aus dem Norden in die Lausitz gebracht, sie verkörpern Schönheit in harter Gestalt. Ihre Botschaft sei Freiheit, eingebunden in die Strenge der Allee.

Vielleicht betrachten Sie den ein oder anderen Stein, ähnlich kunstkritisch wie Sie im Museum Werke anschauen, und denken insgeheim die Marketingabteilung hat unbedingt den Innovationspreis verdient. Sie betrachten die tonnenschweren Kolosse und fragen sich, was wohl wäre, einer davon würde Ihren Fuß treffen. Vielleicht schöpfen Sie frische Kraft aus den Steinen, vielleicht stellen Sie dabei fest, das Ihre innere Kraft nicht in Steinen verborgen liegt, sondern in Ihnen selbst. Vielleicht wird beim Anblick Ihre Phantasie wie auch immer angeregt und bringt Sie zum Schmunzeln. Doch eher möglich sind Sie durch die Düfte der Natur und der leichten Seebriese viel zu abgelenkt, um über die Macher der Steinskulpturen nachzudenken, über gesetzlich angeordnete Kunst im öffentlichen Bauwesen. Ihre Vorfreude endlich den See zu erblicken ist groß. Doch zunächst zurück zum Hotel Altstadt, eine Gebäudeexpedition steht auf dem Kulturprogramm.